Textatelier
BLOG vom: 26.01.2017

Zum Lob des Sudelhefts

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Mir wurde ein in Leder gebundenes Heft geschenkt, das jetzt seine Aufgabe als mein Sudelheft versieht. Notizen auf losen Zetteln verliert man leicht. Somit ist eine gewisse Ordnung geschaffen. Halb gebackene Gedankenansätze werden in diesem Sudelheft festgehalten und gegebenenfalls später zu Aphorismen und anderen Texten verarbeitet. Auch Stichwörter werden notiert, wie z.B. “Luft” und “Duft”. Wie lassen sie sich miteinander verbinden?

Ein Koch braucht Zutaten; ein Autor ist auf Wörter angewiesen. Schmeckt sein Wortgericht? Das Urteil sei dem Leser überlassen.

Im Sudelheft gibt es auch Platz für “doodles” (skurriles Gekritzel), besonders dann, wenn einem nichts Besseres einfällt.

Im Sudelheft kann ich auch mein Sprachverständnis erweitern, wie etwa das Wort “Monade” als philosophischer Begriff der unauflösbaren Ureinheit.

Die Medien strotzen tagtäglich vor Aktualitäten. Die meisten Nachrichten betrüben oder erschüttern mich: Leute, die in der Eiseskälte obdachlos darben, sexueller Missbrauch von Kindern und Familien, die hungern. Das vermerke ich kurz und bündig in meinem Sudelheft als Randnotizen. Ich mag den Journalisten nicht ins Handwerk pfuschen, denn das tun die meisten aus eigenem Antrieb jenseits der Sorgfaltspflicht.

Es ist mein Wunsch, dieses Jahr mehr Essays zu schreiben. Mehr Einblicke in mein Sudelheft will ich nicht gewähren.

 


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